Von Anglern und Bren - Die hollndischen WM-Torhter 11FREUNDE

Gejus van der Meulen (WM 1934in Italien) Im Januar 1903 mit dem wunderlichen Vornamen Ageaus Yme in Amsterdam geboren, hatte sich Gejus van der Meulen kurz vor der Weltmeisterschaft in Italien eigentlich schon lngst vom Fuballsport verabschiedet er arbeitete als Kinderarzt in Haarlem. Weil sich bei Hollands erster Teilnahme an diesem Turnier aber partout

Gejus van der Meulen (WM 1934 in Ita­lien)

Im Januar 1903 mit dem wun­der­li­chen Vor­namen Ageaus Yme in Ams­terdam geboren, hatte sich »Gejus« van der Meulen kurz vor der Welt­meis­ter­schaft in Ita­lien eigent­lich schon längst vom Fuß­ball­sport ver­ab­schiedet – er arbei­tete als Kin­der­arzt in Haarlem. Weil sich bei Hol­lands erster Teil­nahme an diesem Tur­nier aber par­tout kein kom­pe­ten­terer Keeper finden lassen wollte, über­re­dete man den Tor­wart der Olym­pia­aus­wahl von 1924 und 1928 sich noch ein wei­teres Mal zwi­schen die Pfosten von »Oranje« zu stellen. Hätte er es mal besser gelassen. Nach einer trau­rigen 2:3‑Pleite gegen die Schweiz war die WM auch schon wieder beendet für den Olympia-Dritten von 1924. Van der Meulen been­dete seine aktive Kar­riere gleich nach der Ankunft in der Heimat. Erst Jahre später geriet er erneut in die Schlag­zeilen, weil er sich 1941 nach dem Ein­marsch der Nazis frei­willig im Feld­la­za­rett einer SS-Legion gemeldet hatte und den Kriegs­trei­bern gar bis an die Ost­front folgte. Er starb 1972.

Adri van Male (WM 1938)

Dem gebür­tigen Phil­ip­pinen wurde bei dem dritten WM-Tur­nier 1938 in Frank­reich eine beson­dere und zugleich son­der­bare Ehre zuteil: Die inter­na­tio­nale Presse kürte van Male zum besten Tor­wart des Tur­niers. Dabei war für Hol­land nach nur einem Spiel im Ach­tel­fi­nale gegen die Tsche­cho­slo­wakei schon wieder alles vorbei und van Male hatte dreimal hinter sich greifen müssen. Aller­dings erst in der Ver­län­ge­rung, zuvor hatte Hol­lands Nummer Eins 90 Minuten lang den Offen­siv­be­mü­hungen der Welt­stars Old­rich Nejedly und Josef Zeman wider­standen. Eine Ver­let­zung im Früh­jahr 1940 stoppte seine Lauf­bahn. Adri van Male starb am 11. Oktober 1990.

Jan Jongbloed (WM 1974 in Deutsch­land und 1978 in Argen­ti­nien)

36 Jahre musste die stolze Fuß­ball-Nation mit den vielen Dämmen warten, ehe die Natio­nal­mann­schaft wieder an einer WM teil­nehmen konnte. 1974 in Deutsch­land war Hol­land wieder dabei – und wie. Selten domi­nierte eine Mann­schaft mit so herr­li­chem Fuß­ball ein Tur­nier und Tor­wart Jan Jongbloed, schon 34 Jahre alt, hatte bis zum Finale gegen die Gast­geber nicht viel zu tun. Dann ver­senkte Paul Breitner einen Straf­stoß, drehte sich Gerd Müller um die eigene Achse und Hol­land mit Jongbloed war nur noch der Welt­meister der Herzen. Auf­sehen erregte Jongbloed, der beharr­lich ohne Hand­schuhe spielte (»sonst kann ich den Ball nicht fühlen«), mit der für Tor­hüter eher sel­tenen Rücken­nummer 8. Ein­fache Erklä­rung: In den sieb­ziger Jahren wurden die Num­mern in Hol­land alpha­be­tisch ver­geben. Vier Jahre später in Argen­ti­nien stand er wieder im Tor, selbst im greisen Tor­wartalter war es ihm ver­gönnt Welt­meister zu werden – wieder schei­terte Hol­land im Finale. Jongbloed hörte auch danach nicht auf pro­fes­sio­nell Fuß­ball zu spielen, erst mit 45 been­dete er seine Kar­riere. Er hatte wäh­rend einer Partie für seinen Klub Go Ahead Eagles Haarlem einen Herz­in­farkt erlitten. Seinen Sohn Erik hatte er da schon ver­loren, am 23. Sep­tember 1984 wurde er auf einem Fuß­ball­platz vom Blitz erschlagen. Der begeis­terte Angler Jongbloed, der auch schon freie Angel­tage für zusätz­liche Trai­nings­ein­heiten ein­tauschte, wurde trotz dop­pelter Final­teil­nahme nicht in die Liste der »100 besten hol­län­di­schen Fuß­baller aller Zeiten« auf­ge­nommen. Ker­niger Kom­mentar: »Diese Liste ist mir egal. Sie ist ein Haufen Scheiße.«

Piet Schrij­vers (WM 1978 in Argen­ti­nien)

Schrij­vers, ob seiner gewal­tigen 100 Kg Gewicht nur »De beer van de Meer« (Der Bär vom Meer) gerufen, bekam bei der WM 1978 in Argen­ti­nien die sel­tene Gele­gen­heit, als Ersatz­mann in die Stammelf zu rut­schen. Tor­wart-Oldie Jan Jongbloed hatte sich im dritten Spiel gegen Schott­land ver­letzt, der Ajax-Schluss­mann Schrij­vers durfte ran. Seine Bilanz: Ordent­lich. 5:1 gegen Öster­reich, 2:2 gegen Welt­meister Deutsch­land, 2:1 gegen Ita­lien. Dumm nur, dass sich Schrij­vers im letzten Final­run­den­spiel gegen die Süd­eu­ro­päer ver­letzte. Im Finale stand wieder Jongbloed zwi­schen den Pfosten. 

Hans van Breu­kelen (WM 1990 in Ita­lien)

Als Jens Leh­mann sich noch über neue Tor­wart­hand­schuhe zum Kin­der­ge­burtstag freute, machte sich Hans van Breu­kelen schon einen Namen als Elf­me­ter­töter mit schrift­li­chem Hin­ter­grund. Die bevor­zugten Ecken der geg­ne­ri­schen Schützen hielt der gebür­tige Utrechter auf Kar­tei­karten fest. 1988 wurde Hol­land auch dank van Breu­kelen Euro­pa­meister im Nach­bar­land Deutsch­land – im Finale gegen die Sowjet­union hielt er kurz vor Schluss einen selbst­ver­schul­deten Straf­stoß gegen gegen Super­star Igor Bel­anow. Den Kar­teik­ärt­chen sei Dank. Zwei Jahre später in Ita­lien machte van Breu­kelen erneut eine gute Figur, in drei Vor­run­den­spielen ließ er nur zwei Treffer zu. Seine mit Super­stars besetzte Mann­schaft schaffte es trotzdem nicht auch nur einen Sieg ein­zu­fahren – im Ach­tel­fi­nale gegen Deutsch­land war dann Schluss. Van Breu­kelen machte auch hier auf sich auf­merksam, völlig ohne Kar­teik­ärt­chen. Obwohl Rudi Völler bei einem Zwei­kampf ganz offen­sicht­lich das Bein zurückzog befeu­erte Hol­lands Schluss­mann ein ver­bales Gefecht, an dessen Ende Völ­lers Locken feucht waren und gemeinsam mit Frank Rij­kaard vom Platz geschmissen wurde.

Ed de Goey (WM 1994 in den USA)

In einer groß­ar­tigen hol­län­di­schen Aus­wahl war Tor­wart Ed de Goey 1994 das schwächste Glied. Mit dem jungen Edwin van der Sar saß ein junges Super­ta­lent auf der Bank, die ganze Nation war­tete auf den Ein­satz des New­co­mers. Da half es auch nicht, dass man ihn im glei­chen Jahr mit dem »Gol­denen Schuh« in seinem Hei­mat­land aus­zeich­nete. Hol­land schaffte es mit de Goey zwar bis ins Vier­tel­fi­nale, schei­terte dort aber im ver­mut­lich besten Spiel der WM am spä­teren Welt­meister Bra­si­lien. Das Tur­nier-Aus besie­gelte auch das Ende von de Goeys Kar­riere als Natio­nal­tor­wart. Ab 1995 hieß Hol­lands unum­strit­tene Nummer 1 Edwin van der Sar.

Edwin van der Sar (WM 1998 in Frank­reich und WM 2006 in Deutsch­land)

Fuß­ball­fans Ü30 werden glauben, dass Hol­land bis zum Tur­nier in Süd­afrika nie einen anderen Tor­hüter gesehen hat als Edwin van der Sar. Von 1995 bis 2008 hütete »Europas Tor­hüter des Jahres« 1995 den Kasten von Oranje, 226 Mal stand er für Ajax Ams­terdam im Tor, 66 Par­tien absol­vierte er für Juventus Turin, 127 für den FC Fulham und seit 2005 hat er schon wieder 132 Spiele für Man­chester United gemacht. Seinen Stil des klas­si­schen Tor­hü­ters, der die modernen Eigen­schaften ebenso ver­eint, wurde längst zuhauf kopiert. Bei der WM 1998 in Frank­reich galt Hol­land als Favorit auf den Titel, in einem fan­tas­ti­schen Spiel schei­terte Oranje aller­dings erneut an Bra­si­lien, 2006 war nach einem 0:1 gegen Por­tugal schon im Ach­tel­fi­nale Schluss. Van der Sar spielt immer noch: Sein Ver­trag bei Man­chester United läuft bis 2011.

Maarten Ste­kel­en­burg (WM 2010 in Süd­afrika)

Schwer genug in der »Ära van der Sar« als Tor­wart in Hol­land auf­zu­wachsen, doch auch als der große alte Mann mit der noch grö­ßeren Nase nach der EM 2008 seine Natio­nal­mann­schafts­kar­riere für beendet erklärte, hatte es Maarten Ste­kel­en­burg nicht leicht. Im Sep­tember 2008 foulte er in einem Län­der­spiel den ehe­ma­ligen Bun­des­liga-Hau­degen Joshua Ken­nedy und flog vom Platz – vor ihm war das in der langen Ver­bands­ge­schichte noch keinem Tor­hüter aus Hol­land gelungen. Bei der WM in Süd­afrika macht der 1,94-Meter-Mann bis­lang eine gute, weil unauf­fäl­lige Figur. Einzig das ganz große WM-Spiel fehlt ihm noch. Viel­leicht bietet sich heute Abend die Gele­gen­heit dazu…

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